Knock out – ein Lovesong (2013)
Im Fernsehen
zeigen sie dir das wahre leben
Männer, die
Frauen schlagen
Frauen, die
Frauen schlagen
Und Frauen,
die ihren Männern die Scheisse aus dem Bauch prügeln
Große
stinkende Füße auf wehrlosen Gesichtern
Von Kindern,
von Arbeitern mit aufgeriebenen Handballen,
Das
hackordnende Chaos der Emotionslosigkeit
Trittsport,
Schweiß und
Tränen und Blut
Es geht
darum, wer mehr Kampfgewicht auf die Waage bringt
Wobei das
Gewicht keine rolle spielt
und man
nicht mal wirklich zuschlagen muss
Ein
andächtiger Mond schiebt sich am Fenster vorbei
Atemberaubend
wie ein Mahnmal für heilvolle stille
Als wäre
alles in Ordnung
Und doch bin
ich mir sicher,
JETZT
in diesem
Moment
werden
Klingen über Hälse gezogen
und jemand
schießt nem kleinen Mädchen ne Kugel in den Bauch
für eine
Handvoll Dollar
und weniger
nichts was
es nicht gibt
wenn nicht
heute
dann morgen
Die Welt hat
genug Lebensläufe
um alles
auszuprobieren
und es macht
mich krank
Am liebsten
würde ich dort sein und sagen
Hey: Ich
weiß, die haben dich am Sack
Und:
Ich bin nicht Jesus , verdammt noch mal
aber
ich sehe dass du Mensch bist
Und dadurch
in der gleichen Scheisse steckst wie ich
Aber
irgendwie bin ich auch froh
Dass heute
wohl kein Killer auf mich angesetzt ist
Obwohl man
da nie so genau sicher sein darf
Ob das
vorhin am Himmel
ein
Rettungshubschrauber oder ne Kampfdrohne war
ich schaue
dich an und höre dein gleichmäßiges atmen
ausgestreckt
neben mir
und ich
weiß, wenn ich mich nun neben dich legen
und dich in
den Arm nehmen würde
wäre das
bessere Medizin als der Whiskey vor mir
aber dann
könnte ich dich aufwecken
und müsste
dir von dem Wirrwarr in meinem Kopf erzählen
was nicht
schön ist, oder im besten Fall langweilig
also lasse
ich dich schlafen
und kritzel
ein paar weitere Zeilen für die Ewigkeit.
Es gab
diesen Typen, der ein paar meiner Short-Stories las
Und danach
sagte
„Die werden
dich in 200 Jahren für ein ganz armes Seelenschwein halten“
Und „schreib
doch mal was aufmunterndes“
Gut, der
Kerl hatte keine Ahnung vom Schreiben
und kein
Gehör für die Schreie in der Nacht
die im Takt
der Tastatur widerhallen
Aber es
stimmt: Ich schreibe keine Liebeslieder
Jedenfalls
nicht die, die man so kennt
Der Grund
ist nicht, dass ich ein unsensibler Wichser wäre
Im Gegenteil
Ich brenne,
ja ernsthaft
und die
Liebe ist mir viel näher als der Hass
Ich halte
mir meine Dämonen nur an der kurzen Leine
Und erzähle
ihnen ein paar Witze
Um sie nicht
auf blöde Gedanken zu bringen
Fakt ist,
dass ich das nicht ohne dich schaffe
Fakt ist,
dass ich dich brauche
Mehr als du
mich
Auch wenn du
mir das nicht immer glaubst
Du schnaufst
laut aus und ziehst die Arme zur Brust
Und ich
stelle mir vor, wenn ich du wäre und du wärst ich,
nur für
einen Tag
Du könntest
meine Rolle leichter spielen als ich deine
Vielleicht
ist es das, was ich nicht zugeben kann.
Das ich
verstecke, irgendwo…
Es gab diese
eine Nacht, in der wir verschmolzen sind
Wir haben es
beide in den Augen des anderen gesehen
Und wenn ich
Recht damit habe
Dass
Menschen nur Ideen sind, die eine bestimmte Zeit lang wirken
Dann werde
ich nicht dein Killer sein
Aber du
könntest meiner werden
Man muss
nicht wirklich zuschlagen
Um eine Idee
zu vernichten
Sobald sie
jedoch die ersten Bomben werfen
(und
das muss keine Metapher sein)
Oder die
Wahnsinnigen mit eiskaltem Kalkül und Scherenhänden
die Tür
eintreten
Und dich
damit aus deinem Schlaf reißen
Sei dir
sicher,
dass ich da
bin
mit Whiskey
spucke und die Krallen versenke
in Blut und
Schweiß und Tränen
und sei dir
sicher,
Auch wenn
sie mich dabei kriegen sollten
habe ich
meine Rolle gespielt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen