Freitag, 6. September 2013

Ich zahl erst bei der dritten Mahnung - vielleicht

Ich zahl erst bei der dritten Mahnung – vielleicht… (2013)


drei eilige huren furzen auf meine Schreibmaschine
namen, alter, geschlecht? woher soll ich das wissen, IHR habt sie reingelassen!
luft zu dick kragen zu eng leben zu kurz
meer in der pfütze aus bier
rauschen pschtt…..platsch…kopf zuerst
kein sinn kein alles sinn unsinn
gedichte, was soll der scheiss?!
zeig mir jemanden, dem ich das nasenbein brechen kann
oder das versprechen zechen ohne zu blechen
scheiss reime, dieses geschleime am publikum
aber ham sie‘s anders verdient?
billiger applaus, verschon mich
was ich brauch ist, arrrgghhhh!! FUCK!
wozu habe ich arme und beine und ein verschleimtes gehirn
wenn ich damit nur an mir herumdoktore und im kreis laufe?
spielsucht mit gegenlicht, rot ist es, tja, blöd gell?
blenden geblendet werden, dumm dumm geschosse
gib mir ein messer, ne, wart mal, besser nicht
wir sollten ruhe bewahren,
…verharren… ausholen
haare, die wachsen wenigstens nach
was ist mit narben? schmerzen sie? oh das tut mir leid
so sehr dass ich lachen könnte
leichen als konsequenz vom laichen, wieder gut gedichtet…
ohne dichtung geht’s nicht! wir sollten den scheiss sicher abfahren
aber warum überhaupt der Stolz
die sprache? hände sind zum ballen da
höhö
krimskrams, silberfische, alles tot
du auch? hmm… no answer is still an answer
plastik und vibrationen
die schreibmaschine ist nur tastatur
zum vortasten ins…STOP! fast wäre ich in die falle getappt
ich darf keinen sinn schaffen…
sonst bezahlt mich ja noch am ende einer dafür
gott bewahre
wer?! ja du weißt schon… ahja…
KRIEG euch allen
schreiberlingen, schafft an,
drei eilige Huren,
mehr habt ihr nicht drauf?
ach verreckt doch! fazit:
ICH hier, JETZT
ihr…nicht.

Montag, 2. September 2013

Knock Out - Ein Lovesong

Knock out – ein Lovesong (2013)


Im Fernsehen zeigen sie dir das wahre leben
Männer, die Frauen schlagen
Frauen, die Frauen schlagen
Und Frauen, die ihren Männern die Scheisse aus dem Bauch prügeln
Große stinkende Füße auf wehrlosen Gesichtern
Von Kindern, von Arbeitern mit aufgeriebenen Handballen,
Das hackordnende Chaos der Emotionslosigkeit
Trittsport,
Schweiß und Tränen und Blut
Es geht darum, wer mehr Kampfgewicht auf die Waage bringt
Wobei das Gewicht keine rolle spielt
und man nicht mal wirklich zuschlagen muss
Ein andächtiger Mond schiebt sich am Fenster vorbei
Atemberaubend wie ein Mahnmal für heilvolle stille
Als wäre alles in Ordnung
Und doch bin ich mir sicher,
JETZT
in diesem Moment
werden Klingen über Hälse gezogen
und jemand schießt nem kleinen Mädchen ne Kugel in den Bauch
für eine Handvoll Dollar
und weniger
nichts was es nicht gibt
wenn nicht heute
dann morgen
Die Welt hat genug Lebensläufe
um alles auszuprobieren
und es macht mich krank
Am liebsten würde ich dort sein und sagen
Hey: Ich weiß, die haben dich am Sack
Und:  Ich bin nicht Jesus , verdammt noch mal
aber  ich sehe dass du Mensch bist
Und dadurch in der gleichen Scheisse steckst wie ich
Aber irgendwie bin ich auch froh
Dass heute wohl kein Killer auf mich angesetzt ist
Obwohl man da nie so genau sicher sein darf
Ob das vorhin am Himmel
ein Rettungshubschrauber oder ne Kampfdrohne war
ich schaue dich an und höre dein gleichmäßiges atmen
ausgestreckt neben mir
und ich weiß, wenn ich mich nun neben dich legen
und dich in den Arm nehmen würde
wäre das bessere Medizin als der Whiskey vor mir
aber dann könnte ich dich aufwecken
und müsste dir von dem Wirrwarr in meinem Kopf erzählen
was nicht schön ist, oder im besten Fall langweilig
also lasse ich dich schlafen
und kritzel ein paar weitere Zeilen für die Ewigkeit.
Es gab diesen Typen, der ein paar meiner Short-Stories las
Und danach sagte
„Die werden dich in 200 Jahren für ein ganz armes Seelenschwein halten“
Und „schreib doch mal was aufmunterndes“
Gut, der Kerl hatte keine Ahnung vom Schreiben
und kein Gehör für die Schreie in der Nacht
die im Takt der Tastatur widerhallen
Aber es stimmt: Ich schreibe keine Liebeslieder
Jedenfalls nicht die, die man so kennt
Der Grund ist nicht, dass ich ein unsensibler Wichser wäre
Im Gegenteil
Ich brenne, ja ernsthaft
und die Liebe ist mir viel näher als der Hass
Ich halte mir meine Dämonen nur an der kurzen Leine
Und erzähle ihnen ein paar Witze
Um sie nicht auf blöde Gedanken zu bringen
Fakt ist, dass ich das nicht ohne dich schaffe
Fakt ist, dass ich dich brauche
Mehr als du mich
Auch wenn du mir das nicht immer glaubst
Du schnaufst laut aus und ziehst die Arme zur Brust
Und ich stelle mir vor, wenn ich du wäre und du wärst ich,
nur für einen Tag
Du könntest meine Rolle leichter spielen als ich deine
Vielleicht ist es das, was ich nicht zugeben kann.
Das ich verstecke, irgendwo…
Es gab diese eine Nacht, in der wir verschmolzen sind
Wir haben es beide in den Augen des anderen gesehen
Und wenn ich Recht damit habe
Dass Menschen  nur Ideen sind, die eine bestimmte Zeit lang wirken
Dann werde ich nicht dein Killer sein
Aber du könntest meiner werden
Man muss nicht wirklich zuschlagen
Um eine Idee zu vernichten
Sobald sie jedoch die ersten Bomben werfen
 (und das muss keine Metapher sein)
Oder die Wahnsinnigen mit eiskaltem Kalkül und Scherenhänden
die Tür eintreten
Und dich damit aus deinem Schlaf reißen
Sei dir sicher,
dass ich da bin
mit Whiskey spucke und die Krallen versenke
in Blut und Schweiß und Tränen
und sei dir sicher,
Auch wenn sie mich dabei kriegen sollten
habe ich meine Rolle gespielt.