Samstag, 16. November 2013

Der Lobby des Erstickungstodes juckt es in den Fingern

Der Lobby des Erstickungstodes juckt es in den Fingern (2013)

Auf dem Weg des schrumpfenden Vokabulars
hin zur Ursprache der Gewalt
zeigen Zündstoffe Solidarität mit gähnenden Hunden
und da haben wir den Salat…
Das Falsetto des befreienden Schreies
wird wiederholt gebrochen von unendlichem Selbstmitleid
und der Liebe
und ich weiß nicht mehr, ob ich vorwärts oder rückwärts laufe,
also bleibe ich stehen
wie Ezra Pound am Meer
dichter und berauscht

Im heutigem Karneval
entgeht der Verrückte der Lobotomie
für einen Tag und eine Nacht,
was manchmal reicht,
um sich eine paar klare Worte in den Bauch zu schneiden…
Dies ist aber alles nur ein vages Gefühl
und wahrscheinlich hat auch die ausgetrocknete Klobürste
nichts zu sagen
über den Grad der Beschissenheit der Dinge, naja…
Vielleicht sollte ich mein ganzes Geld in nen rot lackieren Sportwagen stecken,
statt es zu versaufen und diese Seiten mit Blut zu bekleckern.
Aber ich kann nicht sagen
in welcher Gangart man im final shot
gut aussieht,
wenn man mit 180 an die Wand fährt.
Any idea?

Samstag, 9. November 2013

Ausgesorgt (2013)

AUSGESORGT (2013)


Graue Worte zementieren die Umstände,

im Schatten der Hände

verdorren die Dinge, und

Menschen tauchen in der Küche auf, aus heiterem Himmel,

stehen mit Füßen im Abfluss und halten heilige Reden

über das Leben und Sterben

und verschwinden genauso plötzlich wieder,

mit Messern im Rücken oder Hirn.

Ihr Geruch

hängt noch eine Weile zwischen den leeren Flaschen.

Ich räume sie zusammen, öffne die Haustür

und werfe sie ihnen hinterher.


Einer von ihnen war Charlie,

der seinen Körper verkaufte.

Zuerst fehlte ihm die Nase,

dann war der linke Arm dahin.

Wir redeten wenig und tranken viel,

um am Wechselkurs seiner Leber zu arbeiten.

„Sie zahlen gutes Geld.“, sagte er mir an einem Abend.

Ich fragte „Wer?“. Stille, dann ein Tritt an den Schrank.

„Mein Herz kriegen die nicht!“. Wieder Stille.

Er zeigte mir Bilder von seinem Sohn

und wir beide weinten.

Am nächsten Tag war er wieder weg und ich ging zur Arbeit.

Als er keine Beine mehr hatte

wusste ich, dass es so nicht mehr weitergeht.

„Hör zu.“, sagte ich. „Ich kann dich nicht jeden Tag hier hoch schleppen.

Meine Knie…“.

Er nickte verständnisvoll und wir trafen uns fortan bei ihm,

wo er als menschlicher Fleischklops auf dem Bett lag,

von oben bis unten eingewickelt in blutige Bandagen,

und sich mit seiner noch verbliebenen Hand am Sack kratzte.

Bis an irgendeinem Tag auch der Sack weg war.

Ich stieß mit ihm an und das Gespräch

verschmolz schnell mit dem monotonen Summen des Kühlschrankes in der Küche

„Findest du es richtig?“, fragte er mich.

„Man muss rechtzeitig fürs Alter vorsorgen.“, sagte ich ihm.

„Ja…Ich habe einiges angespart. Ich denke, ich muss nie mehr arbeiten.“.

Das freute mich zu hören

und mit jedem Schluck wurde die Stimmung wieder heiterer.

Mir gefiel auch seine neue Augenklappe.

Ich wechselte ihm die Windeln und schnappte mir noch ein Bier.


In der zwischenmenschlichen Zeit hatte jedoch ein trauriger Kobold

auf den nassen Straßen Rasierklingen verteilt

so dass mir Heimweg einigermaßen Sorgen bereitete.

Charlie würde ausschlafen können,

bei mir

war ich da nicht so sicher.