AUSGESORGT (2013)
Graue Worte
zementieren die Umstände,
im Schatten
der Hände
verdorren
die Dinge, und
Menschen
tauchen in der Küche auf, aus heiterem Himmel,
stehen mit
Füßen im Abfluss und halten heilige Reden
über das
Leben und Sterben
und verschwinden
genauso plötzlich wieder,
mit Messern
im Rücken oder Hirn.
Ihr Geruch
hängt noch
eine Weile zwischen den leeren Flaschen.
Ich räume
sie zusammen, öffne die Haustür
und werfe
sie ihnen hinterher.
Einer von
ihnen war Charlie,
der seinen
Körper verkaufte.
Zuerst
fehlte ihm die Nase,
dann war der
linke Arm dahin.
Wir redeten
wenig und tranken viel,
um am
Wechselkurs seiner Leber zu arbeiten.
„Sie zahlen
gutes Geld.“, sagte er mir an einem Abend.
Ich fragte
„Wer?“. Stille, dann ein Tritt an den Schrank.
„Mein Herz
kriegen die nicht!“. Wieder Stille.
Er zeigte
mir Bilder von seinem Sohn
und wir
beide weinten.
Am nächsten
Tag war er wieder weg und ich ging zur Arbeit.
Als er keine
Beine mehr hatte
wusste ich,
dass es so nicht mehr weitergeht.
„Hör zu.“,
sagte ich. „Ich kann dich nicht jeden Tag hier hoch schleppen.
Meine Knie…“.
Er nickte
verständnisvoll und wir trafen uns fortan bei ihm,
wo er als
menschlicher Fleischklops auf dem Bett lag,
von oben bis
unten eingewickelt in blutige Bandagen,
und sich mit
seiner noch verbliebenen Hand am Sack kratzte.
Bis an
irgendeinem Tag auch der Sack weg war.
Ich stieß
mit ihm an und das Gespräch
verschmolz
schnell mit dem monotonen Summen des Kühlschrankes in der Küche
„Findest du
es richtig?“, fragte er mich.
„Man muss
rechtzeitig fürs Alter vorsorgen.“, sagte ich ihm.
„Ja…Ich habe
einiges angespart. Ich denke, ich muss nie mehr arbeiten.“.
Das freute
mich zu hören
und mit
jedem Schluck wurde die Stimmung wieder heiterer.
Mir gefiel
auch seine neue Augenklappe.
Ich
wechselte ihm die Windeln und schnappte mir noch ein Bier.
In der
zwischenmenschlichen Zeit hatte jedoch ein trauriger Kobold
auf den
nassen Straßen Rasierklingen verteilt
so dass mir
Heimweg einigermaßen Sorgen bereitete.
Charlie
würde ausschlafen können,
bei mir
war ich da
nicht so sicher.
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